Romanische Kreuzigungsgruppe
"Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen" (Joh 12,32)
Diese Worte Jesu aus dem Johannesevangelium werden immer wieder für Besucher zur lebendigen Erfahrung, wenn sie unsere Basilika betreten. Die eindrucksvolle Kreuzigungsgruppe in der Apsis übt auf viele eine Anziehungskraft aus, die nicht nur von der Erhabenheit dieses Kunstwerkes ausgeht. Es ist der Gekreuzigte selbst, der mit seinen ausgebreiteten Armen zum Näherkommen einlädt, vor allem jene, die "mühselig und beladen" sind (vgl. Mt. 11,28).
Die Arme des Gekreuzigten erscheinen zudem wie Flügel, die den Corpus gleichsam emporheben. Damit wird die Marter des Kreuzestodes bereits eingetaucht in das Licht der Auferstehung, besonders am Morgen, wenn die aufgehende Sonne durch das schmale Alabasterfenster im Hintergrund den Altarraum erhellt. Das Kreuz wird so zum Zentrum der Basilika und führt den Betrachter wie von selbst zum Herzstück unseres christlichen Glaubens. Die Darstellung aus dem frühen 13. Jahrhundert zählt zu den wertvollsten romanischen Lettnergruppen im deutschen Kulturraum und zeigt Christus am Kreuz als souveränen König, wobei der Übergang zur Gotik mit ihrem mehr naturalistischen Anspruch bereit erkennbar ist.
Heute stufen viele Besucher unser romanisches Hochkreuz als modernes Kunstwerk ein. Auch wenn dieses tatsächlich über 800 Jahre alt ist, so ist sein Inhalt und seine Aussagekraft für unsere "moderne Zeit" nach wie vor und vielleicht mehr denn je wohl von größter Aktualität.
Seckauer Gnadenbild
"Sei gegrüßt du Hoffnung mein, Jesus und Maria rein"
Dieser jahrhunderte alte Gruß wurde von einem der bedeutendsten Pröpste Seckaus, Johannes Dürnberger (1480-1510) zum Wahlspruch gewählt und ist bis heute in der Klostergemeinschaft und Pfarre lebendig. Er ist auch über unserem romanischen Gnadenbild zu lesen, welches Br. Bernward Schmid 1950 neu gefasst hat. Dieses Bild stammt aus der Gründungszeit Seckaus und wurde vom Stifter unseres Klosters gemäß folgende Legende vor Baubeginn gefunden:
Nachdem Adalram all seinen Besitz dem Bistum Salzburg geschenkt hatte und die Besiedelung des Klosters bei St. Marein stetig voran schritt, ging er 1142 in den ausgedehnten Wäldern der Region auf die Jagd, um sich die Zeit zu vertreiben. Plötzlich sah er einen prächtigen Hirsch, dem er folgte. Zu weit in den Wald geraten setzte er sich erschöpft nieder und schlief ein. Plötzlich hörte er eine Stimme und öffnete die Augen. Vor ihm stand in helles Licht getaucht Maria und rief ihm zu "Hic seca!"- "Fälle hier!" Sofort begann Adalram, dieser Aufforderung zu folgen und schnitt in den nächst gelegenen Baum. Kaum hatte er den Baum gefällt, fiel ihm ein steinernes Marienbild entgegen, das Gnadenbild von Seckau. Nun wusste er, das der von Salzburg gewählte Platz nicht passend für ein Kloster war, Maria hatte ihm den einzigen Ort gezeigt. Sofort begannen die Chorherren, diesen "geweihten Ort" zu roden und der Bau des Klosters Seckau begann.
Die Kunstgeschichte ordnet die Entstehung des Seckauer Gnadenbildes dem 12. Jahrhundert zu, womit es neben unserer romanischen Kreuzigungsgruppe zu den wertvollsten Schätzen unserer Abtei zählt. Eine aus Marmor gearbeitete Darstellung zeigt Maria als thronende Herrscherin mit dem als Machthaber gestalteten Jesukind auf ihrem Schoß. Wahrscheinlich wurde das Bild in einer venetianischen Kunstschule hergestellt und trägt die griechische Bezeichnung "Nikopoia", d.h. übersetzt "Siegbringerin".
Aufbewahrt ist es in der Gnadenkapelle, die neben dem Altarraum der Basilika wohl das Herzstück unserer Abtei ist. Diese von DI Adolf Bachler im Jahr 2005 neugestaltete Kapelle enthält ihre zentrale Bedeutung zunächst dadurch, dass sie unsere "Sakramentskapelle" ist, in der Jesus in der Eucharistie gegenwärtig ist. Durch die Anbringung des Gnadenbildes über dem Tabernakel wird aber auch die Beutung Mariens deutlich, die uns zu Jesus hinführen möchte und einlädt: "Was er euch sagt, das tut." (vgl. Joh 2,5)
Dreifaltigkeitsaltar - Mariakrönungsaltar
In der einschiffigen, gotischen Kapelle aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, befindet sich der Dreifaltigkeits-/ Mariakrönungsaltar. Der Altar war zuerst für den Hochchor der Kanoniker bestimmt, den Propst Johannes Dürnberger 1489 im Mittelschiff der Basilika errichten ließ. Bemerkenswert ist die Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit, die die drei göttlichen Personen in Menschengestalt zeigt, wobei drei bekrönte Häupter zu sehen sind, die einem Körper entstammen. Mit zwei den drei göttlichen Personen gemeinsamen Händen vollziehen sie die Krönung Mariens, die vor der Dreifaltigkeit kniend, dem Betrachter zugewandt ist. Die Marienfigur ist von 8 Engeln umgeben, die zum Teil aus ihrem Gewand hervorschauen. Um die Mittelgruppe zieht sich ein Doppelkreis, der Vertreter aus dem Stammbaum Christi umschließt (Adam, Noach, Abraham, Josua, Samuel). Vier alttestamentliche Könige unterhalb sowie vier Heilige, Petrus und Paulus, Johannes der Täufer und Johannes der Apostel in der Mitte des oberen Gesprenges, begleiten das zentrale Geschehen.
Die Predella lässt den Stifter des Altares, Propst Dürnberger, in einem zeitgenössischen Porträt erkennen, der vor einer "Anna- Selbdritt- Gruppe" kniet, während im Zwischenraum der Seckauer Gebetsruf "Ave Spes mea- Jesus et virgo Maria" aufscheint.
Der Altar dürfte in einer Südtiroler Kunstwerkstatt entstanden sein.